Mit dem Lockdown Anfang März und dem Beginn des Homeschoolings für Alle wurde es in Südtirol gefühlt recht ruhig um die Schule, auch wenn hinter den Kulissen Volldampf in vielen Kesseln war und ist. Lehrer/innen, Eltern, Direktionen, Schüler, Studenten/innen, sie allen haben sich mittlerweile mehr oder weniger gut organisiert. „Alles im Griff“ tönen die Verantwortlichen. Fehlende Computer, zurückgelassene Schüler, überforderte und verzweifelte Eltern und Lehrer/innen, mangelnde oder nicht vorhandene Kommunikation auf allen Ebenen fallen unter Kollateralschäden, die entweder verschwiegen oder kleingeredet werden. Probleme, die jetzt aber verstärkt zu Tage treten. Jetzt wird es Zeit für klare Informationen, mutige Entscheidungen und überfällige Antworten.
Die Verantwortlichen aller drei Schulämter waren in der Öffentlichkeit in den letzten Wochen kaum wahrzunehmen. Informationen flossen gerade zu Beginn der Krise spärlich. Das Leben sei jetzt der beste Lehrmeister – gaben Schulamtsleiterin und Landesrat unisono zum Besten.
„Solche Aussagen machen sich zwar als Kalendersprüche gut, aber von den verantwortlichen Entscheidungsträgern erwarten sich die Menschen klarere und hilfreichere Entscheidungen und Aussagen. Es ist der Bravour und dem Einsatz der Lehrer/innen ebenso zu verdanken, wie den engagierten Eltern zuhause, dass die Bildung in Südtirol nicht zusammengebrochen ist. Doch jetzt gerät das System an seine Grenzen. Spätestens jetzt, sieben Wochen nach Ausbruch der Krise, brauchen alle Orientierung, klare Ansagen und das Gefühl, dass die Verantwortlichen in Schulamt und Bildungspolitik die Zügel in der Hand haben, wissen was sie tun und wo die Reise hingehen soll“. sagt der Abgeordnete des Team K Alex Ploner.
Bildungslandesrat Philipp Achammer verweist mittlerweile mit jedem zweiten Satz auf die Entscheidungen in Rom. Man hofft, man kämpft, man versucht, man fordert, man fragt nach. Sollten wir in Südtirol, mit 1 Milliarde Bildungsbudget, mit innovativen Bildungseinrichtungen, mit drei Landesämtern, drei Bildungslandesräten und einem umfangreichen Beamtenstab nicht mutig eigene Wege gehen und Entscheidungen zum Wohle unserer Kinder und Jugendlichen treffen?
Brauchte es erst das Virus um uns erkennen zu lassen, dass es im Bildungssystem an Computern, Internetanschlüssen, Vernetzung, Kommunikationsplattformen und einheitlichen Standards fehlt? Die Autonomie der Schulen zeigt jetzt deutlich ihre Schwächen. Die Bildungspolitik der vergangenen Jahre hat ein System der verschiedenen Geschwindigkeiten gefördert. Während in einigen Schulen Tutorials zum Alltag im Fernunterricht gehören, werden in anderen Schulen kopierte Unterlagen den Eltern vor die Schultüre gelegt, oder müssen Eltern selbst schauen, wie und wo sie diese ausdrucken können.
„Krisenmanagement verlangt in allen Bereichen eine klare, strukturierte, unmissverständliche Kommunikation mit allen Beteiligten. Diese ist derzeit kaum vorhanden. Eltern sind keine Lehrer/innen. Sie müssen derzeit zusätzlich zu ihrem Beruf auch noch die Ausbildung ihrer Kinder mitorganisieren. Dafür sind sie weder ausgebildet noch vorbereitet gewesen. Besonders hart trifft es Eltern mit Migrationshintergrund, Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen oder Eltern die in sogenannten systemrelevanten Berufen arbeiten, bzw. demnächst wieder an die Arbeitsstellen zurückkehren müssen. Anstatt als SVP-Obmann pathetische „Wir halten Zusammen – Alles wird gut“ – Werbefilmchen zu produzieren, die derzeit online von der SVP geschaltet werden, wäre der Landesrat für Bildung mit einer flächendeckenden Produktion von Tutorials zur Schul-Organisation, Information und Weiter-Bildung der Eltern und Schüler Zuhause in der jetzigen Situation für das Bildungssystem hilfreicher gewesen. Einmal mehr zeigt sich genau jetzt in der Krise der wohl größte Schwachpunkt unseres Südtiroler Bildungssystems, die Trennung des Landes nach Sprachen, Mentalitäten und Kulturen.“ sagt Alex Ploner.