Während in öffentlichen Kampagnen zur Gesundheitsprävention z.B. Krebs- und Infektionserkrankungen regelmäßig thematisiert werden, bleibt vielfach unbekannt, dass der plötzliche Herztod eine der häufigsten vermeidbaren Todesursachen in Europa ist.
Ebenfalls unterschätzt wird der Wert von Wiederbelebungsversuchen durch Laien: Durch die Laienwiederbelebungsmaßnahmen kann der Anteil der Überlebenden eines Herz-Kreislauf-Stillstands verdoppelt bis vervierfacht werden. Unter anderem durch Steigerung der Laienreanimationsraten könnten nach Einschätzung des European Resuscitation Council (ERC) bis zu 100.00o Menschen pro Jahr in Europa vor einem plötzlichen Herztod gerettet werden. Daten aus Österreich zeigen, dass mehr als 1.000 Leben gerettet werden könnten, wenn mehr Laien sofort nach dem Herzstillstand mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen würden.
Der Rettungsdienst kommt im Durchschnitt nach frühestens acht bis elf Minuten, in den entlegenen Seitentälern noch später, das Gehirn stirbt jedoch bereits nach drei bis fünf Minuten. In mehr als 6o Prozent wird ein Herzstillstand von Laien beobachtet. Wenn diese sofort mit der Herzdrukmassage beginnen, verdreifacht sich die Überlebensrate.
Warum bei Schülern mit der Ausbildung beginnen?
Die Ausbildung von Schüler/Innen ab der zweiten Klasse Mittelschule (Deutschland ab der 7 Klasse) erscheint als eine sinnvolle Möglichkeit, Laienreanimation über Jahre zu erhöhen. Schüler/Innen über Jahre oder Jahrzehnte zu instruieren bietet viele Vorteile: Zunächst wird die Aufmerksamkeit für das Phänomen Herz-Kreislauf-Stillstand erhöht.
Schüler/Innen und Lehrer/Innen wirken als Multiplikatoren im privaten wie im öffentlichen Raum. Die Vermittlung der Laienreanimation an Kindern und Jugendlichen unterstreicht zudem, dass die Basismaßnahmen der Wiederbelebung tatsächlich simpel und leicht erlernbar sind. Über den Schulunterricht wird der Anteil an geschulten Personen in der Gesellschaft steigen. In verschiedenen skandinavischen Ländern ist Wiederbelebung seit 15 und mehr Jahren im Lehrplan der Grundschulen verankert – dort liegt die Ersthelferrate bei 60 bis 80 Prozent, in unseren Regionen bei 25 % – 30 %. Die World Health Organisation (WHO) hat daher 2015 die KIDS SAVE LIVES Initiative empfohlen.
Im Jahre 2014 hat die Kultusministerkonferenz der Bunderepublik Deutschland die Implementierung des Wiederbelebungsunterrichts in den Schulen im Zeitumfang von zwei Unterrichtsstunden pro Jahre ab Schulstufe 7 (entspricht unser zweiten Klasse Mittelschule) befürwortet und den Ländern empfohlen, Lehrkräfte entsprechend schulen zu lassen.
Viele internationale Projekte zeigen, dass es gelingen kann, Schüler/Innen erfolgreich in der Laienreanimation auszubilden und Wiederbelebungstraining in den Schulalltag zu integrieren. International konnten Norwegen, Dänemark und Großbritannien beeindruckende Ergebnisse präsentieren.
Jeder Schüler/In ab der zweiten Klasse Mittelschule soll die einfachen und lebenswichtigen Schritte beherrschen, um im Falle eines Herzstillstandes Erste Hilfe leisten zu können. Ab diesem Alter sind die Schüler/Innen physisch und psychisch in der Lage, dies zu bewerkstelligen. Das frühzeitige Erlernen der lebenserhaltenden Sofortmaßnahmen vermindert die Gefahr einer Hemmnisschwelle, um im Ernstfall tatsächlich zu handeln. Denn junge Menschen gehen unbedarfter an diese Aufgaben heran, vor allem wenn sie regelmäßig geschult und ausgebildet werden.
Dies vorausgeschickt verpflichtet der Südtiroler Landtag die Landesregierung,
Das Projekt in enger Zusammenarbeit mit dem landesweiten Dienst für Notfallmedizin und den Rettungsorganisationen zu entwickeln.