Die Schaffung einer eigenen Klasse für SchülerInnen ohne Deutschkenntnisse an der Goetheschule in Bozen ist eine verzweifelte Maßnahme eines Schulsystems, das seit Langem an seine Grenzen geraten ist. Wieder einmal muss die Schule Feuerwehr spielen, wo die politische Führung, sprich SVP, untätig war. Die SVP selbst ist zerstritten über den Sonderweg. Obmann Steger beklatscht die Aktion und spricht davon, als SVP nun “endlich Nägel-mit-Köpfen zu machen”. Damit sagt er aber auch, dass die SVP in Sachen Bildungspolitik eben das in den letzten 20 Jahren nicht gemacht hat. Die Schaffung von so genannten Willkommensklassen hätte lange schon angegangen werden müssen, vor allem aber sind mehrsprachige Schulklassen als Zusatzangebot an die Eltern höchst an der Zeit.
“Eine Grundschuldirektorin in Bozen sieht sich 2024 genötigt, eine eigene Klasse für SchülerInnen einzurichten, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, um den deutschsprachigen Kindern ihrer Schule eine angemessene schulische Ausbildung zu gewährleisten. Eine Entscheidung aus Verzweiflung und zum Schutz ihrer deutschsprachigen Schüler und Schülerinnen für eine Pädagogin, die sich sicherlich bewusst ist, dass dies alles andere als gelebte Integration ist. Gerade heuer wurde das Bildungsjahr unter das Motto gestellt ‘Bildung 2030 – Guter Unterricht in der inklusiven Schule’. Welche Ironie!” so Alex Ploner vom Team K zur aktuellen Diskussion um die Goetheschule in Bozen.
Während sich die SVP und ihre italienischen Bündnispartner bei diesem Thema seit jeher in den Haaren liegen, haben andere Länder, die die gleiche Problematik haben, Lösungen erprobt und gefunden, unter anderem mit den so genannten Willkommensklassen für Kinder mit Migrationshintergrund und ohne Kenntnis der Landessprache, deren Schüler nach einem Jahr bzw. bei Erreichen eines ausreichenden Sprachniveaus dann in die normalen Klassen integriert werden. Und gerade in Südtirol wäre es höchst an der Zeit, dreisprachige Klassen als zusätzliches Angebot einzuführen, wo Bedarf besteht – auch um den Druck von der muttersprachlichen Schule zu nehmen. Dazu ein guter Spracherwerb ab dem Kindergarten, zusätzliche Ressourcen in Form von Sprachlehrpersonen für die sprachliche Aus- und Weiterbildung und Offenheit für flexible neue pädagogische Konzepte und Schulmodelle.
“Eine Partei, die nach 75 Jahren das paritätische Modell der ladinischen Schule als Vorzeigemodell lobt, sich aber gleichzeitig weigert, dieses auf die deutsche Schule umzulegen, mit der Begründung, man würde damit das Recht auf die muttersprachliche Schule beschneiden, ist für mich nicht mehr glaubwürdig”, so Alex Ploner vom Team K
Genauso heuchlerisch ist der Aufschrei jener, die nun von Ghetto oder Sonderklasse sprechen. Es geht um das Wohl und die Ausbildung aller Kinder, jener ohne Sprachkenntnisse wie jener deutscher oder italienischer Muttersprache. Daraus ein Politikum zu machen, ohne jegliche Lösung anzubieten, nach so vielen Jahren, in denen wir mit dieser Problematik zusammenleben, ist Ausdruck des politischen Versagens.
“Fakt ist: eine gute Wahlsprachliche Ausbildung in einem mehrsprachigen Land wie Südtirol funktioniert immer noch nicht. Und wenn die SVP nun, nachdem sie seit 70 Jahren dieses Land regiert, draufkommt, dass man nun endlich Nägel mit Köpfen machen sollte, aber immer noch keine Lösungen anbieten kann, außer einer Kommission, um Kinder mit Migrationshintergrund in die italienische Schule abzuschieben, dann kann das Fazit nur eines sein: es fehlt der Mut, neue, für die Zukunft dieses Landes notwendige Schritte in der Bildung zu gehen, angefangen bei einer dreisprachigen Ausbildung”, so Paul Köllensperger.